Herbsttörn mit Petra & Co.
Der Herbst ist
die richtige Zeit für ambitionierte Segler, die nicht im Sommer in der Flaute
dümpeln wollen, sondern etwas Action suchen.
Kroatien ist dafür das optimale Revier! Entweder hat es Bora, Schirokko oder
einfach Wind wie auch immer er heißen mag!
Die Internetseiten der Vercharterer sind voll mit Sonderangeboten und wer
flexibel ist kann ein Schiff zum Schnäppchenpreis haben.
Das haben wir gemacht!
Dabei
waren Beate, Petra, Irene, Nicolas, Markus, Thomas, Lars und Jonas.
Unser Schiff war eine Gib Sea -
Dufour 43.
Die Reise ging von Pula nach Zadar und zurück.
Samstag 10.10.2009
Werner
Morgens zu schlaftrunkener Zeit
läutet die ekelhafte Türklingel und die ersten Crewmitglieder stehen vor der Tür.
Pünktlich wie vereinbart. Um halb fünf wollten wir los. Nach einigen Tassen
heißen Kaffee und Gepäckumladen machen wir uns auf den Weg. 850 Kilometer bis in
die Marina Veruda südlich von Pula. Da wartet eine Dufour Gib Sea 43 auf uns.
Gechartert haben wir die Yacht bei Pitter Yachting, Austria.
Die Fahrt verläuft problemlos, nur einige Regenschauer und Gewitter sind ein
möglicher Vorgeschmack auf das Wetter der nächsten Tage. Nach dem
Katschbergtunnel wird die erste Pause eingelegt. Es regnet! Ein paar
mitgebrachte Frikadellen werden verzehrt, dazu heißen Kaffee und weiter geht´s.
So gegen vier sind wir endlich in der Marina. Da ist ja gar nichts los! Das ist
schön. Der Skipper kümmert sich um den Eincheck und die Crew diskutiert
Aufgabenverteilung und Einkauf. Bei 22 Grad Lufttemperatur und Sonnenschein
lässt es sich gut leben. Der Prozess dauert und dauert, das Ergebnis kann sich
sehen lassen. Nach drei Stunden kommt das Einkaufteam mit Proviant für Wochen
zurück. Im Nu ist das Abendessen – Spaghetti mit Tomatensoße und Debreziner –
fertig. Noch etwas grünen Salat dazu, ein Bier oder ein Glas Rotwein und die
Welt ist in Ordnung. Jetzt kommt der gemütliche Teil. Drei spielen unter Deck
Skat während der Rest den Klängen von Petras Gitarre lauscht. Eigentlich wollten
wir früh ins Bett gehen, weil morgen der lange Schlag von ca. 30 sm über den
Kvarner ansteht. Mal sehen was uns diese Woche bringt!
Sonntag 11. 10. 2009
Homer
Voller
Tatendrang verließ die Crew der Carla den sicheren Hafen von Pula, um Abenteuer
zu erleben und in Welten vorzustoßen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
Die Sonnenstrahlen holten uns aus den Kabinen ins Freie. Schöner hätten wir uns
unseren ersten Segeltag nicht wünschen können. Nur ein paar Wölkchen standen am
ansonsten blauen Himmel und bildeten kleine Grüppchen, die über den Himmel
trieben. Wir legten ab. Unter der sicheren Führung unseres Skippers Werner
führte Nico die Carla aus dem Hafen. Schon bald waren wir auf hoher See. Am
Horizont berührten sich mittlerweile nur noch die Bläue des Wassers und des
Himmels und wir genossen an Bord den strahlenden Sonnenschein. Die Handtücher
waren über das ganze Deck ausgebreitet und überall lag einer von uns Wärme
tankend, las ein Buch oder döste vor sich hin. Gegen Abend erreichten wir eine
kleine Insel, an der wir anlegten, nachdem wir kurz vorm Hafen ankerten und
baden gingen. Wir besichtigten die Insel, erklommen den Weg hoch zur Kirche des
Dorfes, in dem wir lagen, und danach versuchten wir auf abenteuerlichen Wegen
zum Schiff zurück zu kommen. So landeten wir nicht nur einmal in einer Sackgasse
und mussten beim Zurücklaufen abermals über die Komposthaufen klettern, die wir
schon auf dem Hinweg überwunden hatten. Aber wir schafften es am Ende doch bis
zum Schiff zurück, wo ein wunderbares Gulasch auf uns wartete. Es wurde dunkel.
Einige Crewmitglieder, die eigentlich damit rechneten in diesem Dörfchen die
Nacht zu verbringen, wurden jäh von dem Entschluss des Skippers überrascht,
durch die Nacht auf die benachbarte Insel zu fahren. So fuhren wir unter dem
Sternenhimmel auf einer dunklen Oberfläche, die nur noch schwerlich als Meer zu
erkennen war Richtung Osten. Rote, gelbe und grüne Lichter blinkten in der Nacht
auf und wiesen uns den Weg zum nächsten Hafen. Es war schon spät, als wir um
eine Landzunge bogen und vor uns die hell erleuchtete Promenade von Losinj
erschien. Die hellen Lichter lockten uns sogar nach diesem langen Tag noch in
die Stadt, wo wir eine kleine Runde machten, die in einem Cafe mit Magenbitter
und anderem schnapsähnlichen Bieren (Loser nicht Lasko) endete.
Montag 12. 10. 2009
Homer/Werner
Seaweather Forecast Charter Croatia. ... ON 12.10.2009 AT 0600 HOURS. WARNING. GUSTS OF NE and NW WIND 35-65 KNOTS. ... LIGHT ISOLATED THUNDERSTORMS. SYNOPSIS ... WEATHER FORECAST FOR THE ADRIATIC FOR THE FIRST 12 HOURS
Trotz Sturmwarnung wagte sich die mutige Crew von Werner auf die offene See. Sie hat überlebt und liegt nun samt Schiff in einer Bucht.
Bis zu 65 Knoten Windgeschwindigkeit könne es geben, so die Vorhersage. Als wir gegen halb zwölf jedoch ausliefen, war es noch relativ friedlich. Nico hielt den Kurs hoch am Wind. Unsere Carla lief sauber. Doch die schwarze Gewitterfront im Norden machte uns ein wenig Sorgen. Plötzlich drehte der Wind und schlief fast ganz ein. Der richtige Zeitpunkt um die Segel zu bergen und die Maschine anzumachen. Keine Minute zu früh. Mit brachialer Gewalt begann es zu pfeifen und der tropische Regen peitschte uns um die Nase. Der Windmesser zeigt schon 35 Knoten Windgeschwindigkeit. Irgendjemand muss wohl sein Essen nicht ganz aufgegessen haben, denn es fing an zu regnen, der Wind wurde stärker und stärker und die Wellen schlugen immer höher. Und so opferten schon bald einzelne Besatzungsmitglieder ihr Frühstück dem Meeresgott Poseidon, um ihn zu beschwichtigen (Einspruch: Ich bin Tierlieb und wollte nur die Fische füttern). Wahrscheinlich hat er sich seine Opfergaben anders vorgestellt, denn Regen und Wellengang hielten an. Da brachten auch die anhaltenden Opfergaben der Besatzung nichts mehr. So kämpfte die Mannschaft der Carla bis in die Nacht mit dem Zorn Gottes. Der Wind erreichte Spitzengeschwindigkeiten von 56 Knoten, das sind mehr als zehn Beaufort! Die See war aufgewühlt, die schäumenden Wellen grün, fliegendes Wasser nahm uns fast die Sicht als aus dem Nebel plötzlich an backbord der Leuchtturm auftauchte. Wir liefen vor dem Wind, der aus Nord kam ab und die Kompassnadel schwankte zwischen 120 und 180 Grad hin und her. Dank großem Kartenplotter am Steuerstand war das Navigieren kein Problem. Anfangs war Petra am Ruder und lenkte Carla durch Wellentäler und –berge. Später übernahm unser sturmerfahrene Skipper das Ruder. An Deck waren außer ihm nur noch Beate und Petra. Der Rest der Crew hielt sich im geordneten Chaos unter Deck auf. Wahrscheinlich waren es die Künste unseres Navigators und Rudergängers, die uns heil in diese Bucht lotsten, in der wir nun vor Anker liegen und sicher Poseidon verspotten können, indem wir seine Meeresgeschöpfe bepinkeln, diese zum Leuchten bringen und dieses Schauspiel aufs köstlichste belachen können. Hier in dieser Bucht, so scheint es, sind wir vor Gottes Zorn sicher. So harren wir hier aus und vertreiben uns die Zeit mit Kartenspielen und Essen machen. Dazu ist das Radio an und man diskutiert den vergangenen Tag. Wir gehen sehr zeitig zu Bett, kein Wunder bei den Anstrengungen der vergangenen Stunden.
http://www.ocean7.at/news,id625,jahrhundertsturm_adria.html
Dienstag 13. 10 2009
Irene
Poseidon
war wohl von den Anstrengungen des vorhergegangenen Tages erschöpft und hatte
sich zur Ruhe gelegt, denn der Wellengang war gemäßigt und der Wind reichlich,
jedoch nicht heftig. Endlich Segeln, unsere Gesichter blühten in der warmen
Sonne und der angenehmen Brise auf und gewannen wieder ihre gesunde Farbe
zurück. Den Verlust eines Fenders am vorigen Tag verkraftete die Crew schnell,
das Dingi war an Bord geblieben und die Besatzung noch vollständig, so hielt
sich die Trauer in Grenzen. Nach einigen Stunden Segelns steuerten wir den Hafen
von Zadar an, und glücklich befreiten sich die Ersten von Schweiß, Schmutz und
Kälte des vorherigen Tages. Vor Sauberkeit und Glück strahlend blendeten sie die
restliche Crew, während sich der weniger zimperliche Teil der Crew an das
Ausnehmen unseres Abendessen machte: Fisch mit Reis stand auf dem Speiseplan.
Nach einiger Diskussion wurde stümperhaft der Bauch aufgeschlitzt und an Darm
und Magen gezerrt, bis eine hilfsbereite Nachbarin unseren mitleiderregenden
Anblick nicht mehr ertragen konnte und sich erbarmte, uns mit genauen
Anweisungen zur Hand zu gehen. Erst die Schuppen entfernen, dann die Kiemen,
dann den Rest. Aha!
Insgesamt vier Köche beratschlagten nun das weitere Vorgehen, knifflige Fragen
wie die Positionierung der Zitrone (im Fisch, auf dem Fisch, unterm Fisch, oder
gar nicht?) sowie weitere Zutaten stellten sich, bis Jonas das Kommando übernahm
und dafür sorgte, dass wir gemeinsam den Brei nicht verdarben. Entsprechend
köstlich war das Abendessen und zufrieden die Crew.
In bester Laune wurde die Nachbarschaft nun mit Gesang von unserem Wohlergehen
informiert, lautstark erklang der Männerchor begleitet von zwei Frauenstimmen
und Gitarre. Nachdem die Kehlen heiser und genug Alkohol getrunken war,
erkundete die Crew die Stadt Zadar, ließ sich in einer kleinen Bar nieder und
sich von Nico ein Bier ausgeben (er hatte als Einziger Kuna bei sich, danke
hierfür!). Auf dem Rückweg wurde in trunkenem Zustand gebalgt und gescherzt,
jede erfahrene Mutter hätte das Unglück wohl kommen sehen und sich mit einem
„bis einer heult“ beschwert und zur Vorsicht gemahnt. Da die Crew jedoch
mutterseelenallein durch die Stadt wanderte, blieb ein Opfer nicht aus: Wenn
auch keine Tränen geflossen sind, so dennoch Blut. Irene schaffte es gekonnt mit
üblicher Tollpatschigkeit bei dem Versuch, nicht mehr gehen zu müssen, sondern
getragen zu werden mit dem Kopf auf dem Pflaster aufzuschlagen und dort einige
Sekunden bewusstlos liegen zu bleiben. Die Crew reagierte vorbildhaft und ein
Rettungsdienst wurde gerufen. Zum Schock der Patientin und aller anderen wurde
Irene auf einer Liege fixiert und abtransportiert, später stellte sich heraus,
dass keineswegs das Genick gebrochen war, sondern lediglich eine kleine
Gehirnerschütterung und eine Platzwunde am Kopf vorlagen. Das
Krankenhauspersonal amüsierte durch ständiges Internetsurfen auf YouTube und
facebook, sowie durch recht wortkarge Angaben bezüglich des weiteren Vorgehens.
Das Unangenehmste der Geschichte bleibt wohl die Anweisung des Arztes, dass
Irene eine Woche lang ihre Haare nicht waschen dürfe und somit von jeglichem
Badespaß ausgeschlossen bleiben muss, sowie in den nächsten Tagen wohl an
Unansehnlichkeit stark zunehmen wird. Alhamdulillah bleibt es dabei.
Mittwoch 14.10.2009
Nico
Nach
unserer turbulenten, aber im Nachhinein ziemlich spaßigen Nacht in Zadar
beschlossen wir den Mittwoch etwas ruhiger anzugehen und zumindest den Vormittag
für ein wenig Sightseeing zu nutzen. Petra und Werner pilgerten an den
Piratenstrand, hingegen es den Rest in die Stadt verschlug um die etwas
verschwommenen Bilder vom Abend zuvor wieder ins rechte Licht zu rücken. Bevor
wir uns wieder gegen Mittag an den Rückweg gen Pula machten, wurden zunächst ein
paar Hafenmanöver geübt. Voll motiviert und alle auf ihren Posten wollten wir
ablegen und haben es Beate zu verdanken, dass wir noch vor dem ersten Gasstoß
schnell den Stecker für den Landanschluss gezogen haben… Im Vergleich zu den
Tagen zuvor verliefen die Manöver harmlos: Ein geschrammter Balkon, die
Unfähigkeit aufgrund des Radeffektes rückwärts einzuparken und ein souveräner
Skipper haben die Übungen zu einem vollen Erfolg werden lassen. Anschließend
wurde unter der Verköstigung von Kaiserschmarrn, den wir von einer Dame vom
Nachbarboot geschenkt bekommen haben, aus dem Hafen ausgelaufen. Leider war uns
Rasmus den ganzen Tag über nicht gnädig, so dass wir bis auf einen kurzen
optimistischen Anflug, nur unter Motor gelaufen sind. Am Abend sind wir an der
Insel Olib in der Bucht St. Nikola vor Anker gegangen, um bei eisigen
Temperaturen im Sonnenuntergang schwimmen zu gehen. Nach einer kleinen Stärkung
hatten wir uns für den weiteren Verlauf des Tages auf eine Nachtfahrt geeinigt.
Der grobe Kursverlauf ging aus der Bucht hinaus, zwischen den Inseln Olib und
Silva hindurch, um dann anschließend zwischen den Inseln Ilovik und St. Peter im
Bojenfeld zu übernachten. Die Fahrt war genial um das Navigieren bei Nacht zu
üben und hat nach anfänglichen Schwierigkeiten (unter anderem fiel uns zum
ersten Mal richtig auf, dass unser Geschwindigkeits- und Entfernungsmesser
falsch kalibriert waren) viel Spaß gemacht.
Donnerstag 15.10.09
Markus
Auf frische Brötchen freute sich die Crew, als Jonas und Markus sich früh morgens mit dem Dingi aufmachten. Das Hafenhandbuch verriet die genaue Position des Ziels: eine auf der gegenüberliegenden Buchtseite befindliche Bäckerei.
Anstatt des duftenden Gebäcks jedoch konnte den an Bord verbliebenen Crewmitgliedern lediglich eine unfreiwillige Rudershow-Einlage aufgetischt werden. So mussten Jonas und Markus, kurz nachdem ihnen der Außenborder zu pausieren gedachte, zu ihrem großen Bedauern feststellen, dass zu dieser fortgeschrittenen Saison im Dorf nichts mehr zu holen war. Derweil kosteten Nico und Co. zumindest das schwach entschädigende Schauspiel mit Fernglas, Kaffee und schelmischem Schmunzeln aus.
Frühstück, Baden, Dingispaßfahrten und der eine oder andere Landgang wurden nicht ausgelassen, ehe die Crew gen Norden wieder in See stach. Während angesichts des bevorstehenden Weges ein Gefühl der Ungewissheit vorherrschte, meisterte Nico gekonnt „Boje über Bord Manöver“, entdeckte Petra ihre neu gewonnene Faszination zu Agaven und erkämpfte sich die Sonne mehr und mehr Platz am Himmel. Das Hafenhandbuch sollte diesmal glücklicherweise Recht behalten, die Brücke von Osor um 5 Uhr öffnen, und uns ein stattlicher Umweg erspart bleiben. Bevor jedoch der Brückenwart zur Kurbel griff und ein vollhandgetriebener Drehbrücken-Mechanismus bestaunt wurde, blieb noch etwas Zeit für einen Rundgang durch die alten Gemäuer des malerischen Dörfchens von Osor. Als ein Höhepunkt dessen sollte die Raubtier-Katzenfütterung nicht unerwähnt bleiben, die vor Augen führte, wie viel Schinken doch in den Magen solch eines putzigen Tierchens passt.
Angekommen auf der anderen Seite der Brücke wurde, unter dem Einfluss des dort dargebotenen Panoramas, sofort die wohlverdiente Badepause vorverlegt. Und so planschten und posierten die Badenden, umrandet von eindrucksvollen Burgruinen, der untergehenden Sonne und dem fotografierenden Nico.
Der Rest
des Tages ist schnell erzählt: Den Weg nach Pomer, auf welchem es Nacht wurde,
insbesondere die letzten Meter durch die Bucht, wiesen zahlreiche Leuchtfeuer.
Angelegt am Quai warteten schon Homer’s mit viel Liebe und Sahne zubereitete
Schinkennudeln darauf, Lücken für die am Tage verbrauchte Energie – und
problemlos darüber hinaus – zu stopfen. Nico und Petra trotzten der Eiseskälte
in Pomer am längsten, ehe alle schliefen.
Freitag 16. 10. 2009
Petra &
Jonas
So,
endlich darf ich auch mal einen Teil des Berichtes schreiben. Jeden Tag steuere
ich fleißig, manchmal für mehrere Stunden, das Schiff, aber ein Mitspracherecht
habe ich nicht. Falls ihr mich noch nicht kennt: Ich bin Johnny, euer
Steuermann. Und es ist wohl nicht zu viel behauptet zu sagen, dass ich den Kurs
am genausten halten kann. Aber nun zu unserem heutigen Tag.
Bereits am Anfang des Törns hatte es sich ja rumgesprochen, dass unser
Skipper
am Freitag Geburtstag haben wird und heute war es endlich so weit. Beate hatte
schon liebevoll den Frühstückstisch gedeckt, das Geburtstagskind selbst war in
die Stadt gegangen um frische Brötchen zu holen und so fand die restliche Crew
nach dem Aufstehen einen festlichen Frühstückstisch vor mit leckerem Essen und
liebevollen Geschenken.
Obgleich bis 14 Uhr militärische Sperrzone angesagt ist, laufen wir aus. Ich habe viel vorbereitet: Gleich nach den ersten Inseln, die Segel waren bereits gesetzt, werfe ich den ersten Fender über die Reling. Flink steuert Markus seine Manöver, gibt ordentliche Befehle, bekommt aber von der Crew keine Antworten. Meine Idee scheint ein voller Erfolg zu sein, die Crew hat Spaß und so werfe ich immer wieder den Fender über Bord. Jeder soll mal seine Manöver üben, die er im Segelkurs gelernt hat. Währenddessen bereitet Irene unter Deck den Geburtstagsapfelkuchen vor.
Die Crew scheint hervorragend in Form zu sein, so dass ich mich entschließe Extremsituationen trainieren zu lassen. Da Petra gerade Werners alte Schwimmweste trägt, werfe ich sie durch eine leichte Krängung über Bord. Blitzschnell stellt der Kapitän das Schiff in den Wind und gibt Kommandos – erneut keine Antwort. Während Petra darauf wartet, dass die Schwimmweste sich öffnet, werden die Segel eingeholt. Nach einigen Umkreisungen, wird ihr eine Leine zugeworfen. Mit letzter Kraft hält sie sich daran fest und die Crew zieht sie achtern an Bord. Halb bewusstlos, mit bebendem Körper, liegt sie glücklich gerettet an Bord. In der Küche duftet der Kuchen im Backofen.
Eine Untiefe im Süden wird gekennzeichnet durch ein schwarzgelbes Seezeichen mit zwei übereinander liegenden schwarzen Dreiecken, mit nach unten zeigenden Spitzen. So steht es in allen Lehrbüchern. Dies weiß der alte Seebär Werner, zu unser Aller Vergnügen wissen das andere nicht – ein Schiff ist gestrandet. Hilfe durch ein anderes Schiff ist bereits vor Ort. Also können wir weiter fahren. Doch durch das Fernglas betrachtet scheinen die Manöver nicht erfolgversprechend. So drehen wir um und unser Skipper übernimmt die Koordination für die Rettung der Yacht „Helena“ aus ihrer misslichen Lage. Wir lassen das Dingi zu Wasser, und Werner schippert hinüber zu den langhaarigen, dickbäuchigen Gestrandeten. Schnell ist klar, „Er hat Recht!“. Alles hört widerspruchslos auf sein Kommando, während die Crew eine Stunde spannendes Kino ohne Popcorn erlebt. Die Dirk wird vom Baum gelöst, über eine lange Leine mit dem helfendem Schiff verbunden. Mit kräftigem Gas kommt es in eine ordentliche Schräglage, so dass es sich rückwärts fahrend aus der festgefahrenen Lage befreien kann. Eine Palette Bier und eine Flasche Vodka sind der Lohn für die Bergung. Jubelnd empfängt ihn seine Crew. Im Nachhinein erfahren wir, dass nur einer der Crew einen Schein hatte – wahrscheinlich im Lotto gewonnen - und der Rest noch nie auf einer Segelyacht war. Bei der „Helena“ war das Ruderblatt so arg beschädigt, dass es ausgetauscht werden musste. Da hätte sich eine Kautionsversicherung so richtig gelohnt!
Den krönenden Abschluss findet der Tag, als der Kuchen auf den Tisch steht. Zu meiner Entschuldigung sei Vermerkt, dass ich Apfelstreusel über alles liebe und dass der betörende Duft in mir eine solche Vorfreude auslöste, der meine Sinne benebelte. So kam es, dass ich, mit feuchten Augen, schmatzend, an der Hafeneinfahrt vorbeigefahren wäre, hätte uns Nico nicht darauf aufmerksam gemacht. Zwar hatte ich gehofft, dass nach den vielen von mir organisierten Trainingseinheiten ich das Anlegemanöver ausführen und dem alten Seebär zeigen könnte, was in mir steckt, aber besser als Petra hätte selbst ich es kaum geschafft. Nur dass ich die Antwort auf meine Befehle eingefordert hätte.
Eigentlich hatten wir vereinbart am Ende der Woche noch ein wenig auf Kultur in Pula zu machen, doch so richtig Lust darauf hatte keiner. Stattdessen wurden die ersten Taschen gepackt und in den Autos verstaut, Bodenbretter und Schapps geöffnet, um die noch verbliebenen Vorräte zu sichten. Alles was für die guten Geister, die das Schiff sauber machen, an Bord bleiben sollte wurde auf dem Tisch platziert. Der Anblick erinnerte an den ersten Tag, als die Wochenvorräte im Schiff verstaut werden mussten.
Trotz
köstlichem Kuchen und leckeren Snacks fühlten einige ein leeres Gefühl in der
Magengegend. Da muss man was dagegen tun! Nachdem wir im Marinarestaurant keinen
Platz mehr bekamen, fuhren wir zu neunt zu einem Restaurant, das uns die Basis
empfohlen hatte. Trotz intensivem Suchen haben wir dieses nicht gefunden und
sind schließlich in einer Pizzeria gelandet. Das war auch o.k. zumal die Preise
sehr human waren.
Samstag 17. 10. 2009
Werner
Schon wieder klingelte der Wecker zu schlaftrunkener Zeit. Diesmal sogar zwei davon. Wir sollten bis neun Uhr das Schiff geräumt und vollgetankt haben und abgenommen muss es auch noch werden. Beate war die erste, die mit Kaffeeduft die Crew aus den Federn lockte. Frühstück wurde auf Fingerfood reduziert uns jeder nahm sich was so herum stand. Ich habe aus den restlichen Bananen, Ananas und Orangen noch einen vitalen Obstsalat mit Müsli geschnipselt, damit wir fit bis Salzburg kommen. Da gibt es bei meiner Schwester das versprochene Geburtstagsessen – Wiener Schnitzel mit Reis und Preiselbeeren.
Nico ist zum Tanken gefahren. Nachdem ich mit 25 Liter gerechnet hatte und sich die Tankuhr unaufhaltsam weiterdrehte, kam der Tankwart und hat geschaut ob wir nicht versehentlich den Wassertank füllen. Nein – bei 85 Liter war Schluss!
In Salzburg bei den „Drei Hasen“ angekommen, war der Tisch für uns schon gedeckt. Nico war eine halbe Stunde früher da, weil wir unbedingt noch herrliche Steinpilze kaufen mussten die, wie sich später herausstellte, alle wurmig waren.
Das Menü, das uns Anita servierte, war vom Feinsten! Als Vorspeise Tartar (Schabefleisch) auf Toastbrot, dann Nudel- oder Fritattensuppe und als Hauptgericht das schon erwähnte Wiener Schnitzel mit Reis und Preiselbeeren. Einfach köstlich! Wer dann noch Freiräume hatte füllte diese mit einem lecker duftenden Topfenstrudel mit Vanillesoße.
So sollte jeder Törn enden!